„In diesem Jahr war nur Troubleshooting“

Juian Huber von der Risa Hutwerkstatt

Julian Huber ist Hutmacher. Ein Handwerker aus Leidenschaft, der in einem Dorf in der Schweiz die Tradition pflegt und hochwertige, handgefertigte Hüte und Mützen herstellt. Die Risa Hutwerkstatt gibt es schon seit über 100 Jahren, 9 Leute arbeiten in der Produktion. Neben einem Werksverkauf in der Manufaktur in Hägglingen betreibt er noch zwei Shops: einen Laden in Zürich und ein Atelier in Basel. Darüber hinaus verkauft er seine Hüte über Boutiquen und Modegeschäfte. Außerdem arbeitet er fürs Theater. 

“Im Moment interessiert sich niemand für einen Hut.”

Der Corona-Lockdown macht Julian im Frühjahr einen Strich durch die Rechnung. Statt “Jetzt geht’s los” heißt es plötzlich: “Jetzt geht’s uns an den Kragen”. Als am Montag die Läden schließen müssen, setzt er sich hin und baut mit Jimdo ruckzuck einen neuen Onlineshop. “Für einen Laien ist das perfekt, um schnell ’ne Lösung zu finden”, sagt er. Dort gibt’s aber keine Hüte. Denn die haben ihren Preis. Einen Hut von Risa will man vorher mal in die Hand nehmen, anprobieren.

Also beschließt er, seinen neuen Shop “Stroh-Art. Schöne Dinge aus Stroh” zu nennen. Tisch-Sets, Pflanzenkörbe und andere Accessoires, alle auf traditionelle Art hergestellt – damit, so hofft er, kriegt er vielleicht wenigstens die Miete für seine Läden rein.

Screenshot des Onlineshops von Stroh-Art

“Ich möchte ihnen, wenn’s möglich ist, den Lohn zahlen.”

Eines treibt Julian wirklich um. Er will seine Mitarbeiter weiter bezahlen, das gehört sich für ihn so. Auch deswegen setzt er auf den Onlineshop als zusätzliche Verdienstmöglichkeit. Und es klappt. Der neue Shop bringt etwas ein, er deckt erstmal die wichtigsten Kosten. Außerdem erlebt Julian eine kleine Welle der Solidarität seiner Kunden. Die beschert ihm in den ersten Tagen des Lockdowns gleich ein paar Dutzend Bestellungen. So kann die Produktion noch etwas weiterlaufen.

Mittlerweile sind seine Leute dann doch in Kurzarbeit. Die Produkte für den Onlineshop können sie zum Glück sogar zu Hause herstellen – in so verrückten Zeiten muss man eben flexibel sein und kreative Lösungen entwickeln. Dafür ist Julian das beste Beispiel. Dass außerdem der Staat sein Geschäft in der Krise finanziell unterstützt, hilft ihm auch.

“Die Leute kennen uns.”

Seit er losgelegt hat mit seinem Business, also schon seit über 10 Jahren, baut Julian auf Facebook und Instagram die Beziehung zu seinen Kunden und Fans aus. Auf Facebook hat er ca. 2000 Follower, auf Instagram ca. 1600. Jetzt macht sich das bezahlt. In einer Videobotschaft erzählt Julian von seinem neuen Onlineshop, seine Follower teilen das Video, die Unterstützung kommt bei ihm an. Viele bestellen, auch Gutscheine für seine Hüte. “Wir sind regional sehr verankert, das kann ein Vorteil sein”, meint er. Die Kunden finden es gut, wenn sie den Produzenten kennen. Ein echtes Gespräch, persönliche Beratung, das Anprobieren im Laden – all das kann man virtuell nicht wirklich ersetzen.

Aber der Hutmacher aus Leidenschaft will trotzdem auch in Zukunft seinen Onlineshop weiterführen. Einfach als Ergänzung. Was er sich wünscht? Erstmal weniger Trouble. Davon hat er jetzt genug. Dann mehr Austausch mit anderen Unternehmern in einer ähnlichen Lage. Mehr gegenseitige Unterstützung. Mehr internationale Kunden, zum Beispiel in Deutschland. Vielleicht können wir etwas dazu beitragen. Wir ziehen jedenfalls den Hut vor seiner Kreativität, seinem Mut und seiner Haltung als Unternehmer. Weiter so.

Einfach online verkaufen. Mit Jimdo.

Ansgar Böhme
Ansgar Böhme ist freier Texter für Werbung, Unternehmenskommunikation und Musik. Er arbeitet seit vielen Jahren für Kreativagenturen und Unternehmen in Deutschland. Quer durch alle Branchen. Außerdem schreibt er Songs für Künstler, Unternehmen und Organisationen. Und manchmal nur für sich.