Kennt ihr das Gefühl? Manchmal möchte man einfach den Job an den Nagel hängen und sein eigener Chef werden. Damit seid ihr nicht allein.
Laut Statistischem Bundesamt waren 2020 knapp 4 Millionen Menschen in Deutschland selbstständig tätig, darunter gut 2,2 Millionen Solo-Selbstständige.
Vor allem letztere haben es in Corona-Zeiten nicht leicht, doch mit flächendeckendem Impfschutz am Horizont stehen die Chancen gut, dass die Dinge langsam wieder zur Normalität zurückkehren.
Dennoch ist eine hauptberufliche Selbstständigkeit nicht für jeden etwas. Deshalb haben wir für euch 5 Fragen zusammengestellt, die ihr euch stellen solltet, bevor ihr eurem Chef die Kündigung auf den Tisch legt.
1. Habt ihr genug finanzielle Reserven?
Bevor ihr überhaupt euren ersten zahlenden Kunden gewinnt, stehen zunächst Aufgaben wie diese an:
- Einrichten eurer Website
- Eure Dienstleistung oder euer Produkt bewerben
- Ein Business-Netzwerk aufbauen
- Online-Jobbörsen durchsuchen
- Kundenakquise
All diese Dinge bezahlt euch niemand. Wovon sollt ihr also in der Anfangsphase eures Unternehmens leben?
Zum Glück gibt es in Deutschland reichlich Fördermaßnahmen aus privater und öffentlicher Hand – zum Beispiel den Gründungszuschuss und das Einstiegsgeld der Bundesagentur für Arbeit oder einen der verschiedenen KfW-Kredite.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat auf seiner Website eine hilfreiche Übersicht über die zahlreichen Förderprogramme für Gründer zusammengestellt.
Neben all den Zuschüssen und Krediten wären da noch eure Ersparnisse. Im besten Fall habt ihr genug, um drei Monate davon zu leben.
Denn ohne finanzielle Absicherung ist die Versuchung groß, den nächstbesten Job anzunehmen, egal wie mickrig die Bezahlung ist. Und das steigert euer Burnout-Risiko, noch bevor euer Business überhaupt richtig angelaufen ist.
Sieht es in Sachen finanzieller Sicherheit eher schlecht aus, dann ist eine nebenberufliche Selbstständigkeit ein guter Einstieg. Auf diese Weise könnt ihr euch ausprobieren, erste Kunden gewinnen und geschäftliche Entscheidungen ohne zu großen finanziellen Druck treffen.
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2. Habt ihr einen langfristigen Finanzplan?
Als Selbstständige müsst ihr all eure Ausgaben komplett selbst finanzieren – inklusive Arbeitsmaterialien, Steuern, Kranken- und Pflegeversicherung sowie diverse Arbeitsversicherungen wie Haftpflicht oder Rechtsschutz. Urlaubs- und Krankheitstage bezahlt euch niemand. Wenn ihr nicht arbeitet, verdient ihr auch nichts. Stellt daher sicher, dass ihr:
- all eure Lebenshaltungskosten abdecken und
- eure finanziellen Ziele erreicht könnt.
Kalkuliert zunächst eure Ausgaben und arbeitet euch dann rückwärts an euren “idealen” Stundensatz heran. Beachtet dabei, wie viel Geld ihr zur freien Verfügung haben wollt, wie viele Stunden ihr arbeiten möchtet und welche Honorare in eurer Branche üblich sind. Mehr zum Thema Stundensatz lest ihr in unserem Artikel So kalkuliert ihr als Selbstständige das passende Honorar.
In unserem Artikel So spart ihr mit eurem Unternehmen in Krisenzeiten findet ihr zudem eine Liste mit den häufigsten laufenden Kosten.
Fragen zu deiner Selbstständigkeit?
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3. Könnt ihr gut mit anderen Menschen?
Kein Chef, kein Büro-Klatsch und (oft) keine unangenehme Fahrt ins Büro. Für viele introvertierte Menschen klingt die Selbstständigkeit wie ein Traum. Doch so ganz stimmt das nicht.
Ihr möchtet euch selbstständig machen, weil ihr Konfrontationen lieber aus dem Weg gehen, keinen Chef haben und euch nicht mit anderen Menschen herumschlagen wollt? Dann bedenkt die folgenden “unangenehmen” Wahrheiten:
- Viele Selbstständige haben nicht nur einen Boss, sie haben mehrere. Denn am Ende des Tages sind sie jedem Kunden, jedem Vertragspartner und jedem Zulieferer Rechenschaft schuldig.
- Ohne Beziehungen bleibt der Erfolg aus. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, an Aufträge zu kommen. Doch am effektivsten ist und bleibt das eigene berufliche Netzwerk. Das baut ihr entweder über persönliche Treffen auf Netzwerk-Events auf, mithilfe von Online-Plattformen wie LinkedIn oder ihr werft einen Blick in unsere 6 Ideen, um online euer Business-Netzwerk auszubauen. Für viele Selbstständige sind persönliche Empfehlungen von Kunden oder Kollegen eine Job-Quelle, die nie versiegt.
- Selbstständige managen ihre Projekte von Anfang bis Ende. Das fängt bereits damit an, dass ihr Kunden selbst akquirieren und von eurer Idee überzeugen müsst. Dann müsst ihr Verkaufsgespräche führen und eure Preise verhandeln. Verschiedene Projekte und Ansprechpartner jonglieren und im schlimmsten Fall noch den Konfliktlöser spielen, wenn nicht alles nach Plan läuft.
4. Habt ihr genügend Erfahrung für die Selbstständigkeit?
Klingt all das nach einem Albtraum für euch? Dann bedeutet das noch lange nicht, dass ihr einen Bogen um die Selbstständigkeit machen müsst. Doch vielleicht seid ihr besser damit beraten, euch zunächst nebenberuflich selbstständig zu machen. Oder ihr tut euch mit Leuten zusammen, die für euch die unangenehmen Aufgaben übernehmen.
Tipp: Ihr müsst nicht alles selbst erledigen. Für den Anfang könnt ihr diese Homeoffice-Tools nutzen, um einige eurer Standardaufgaben zu automatisieren. Ist euer Business einmal angelaufen und genug Geld vorhanden, könnt ihr manche Aufgaben auch an einen virtuellen Assistenten oder andere Selbstständige (zum Beispiel Steuerberater) abgeben.
Als Selbstständiger liegt die Verantwortung bei euch. Wenn ein Kunde euch mit einem Projekt beauftragt, dann müsst ihr auch in der Lage sein, alles wie gewünscht abzuliefern.
Viele Selbstständige schlagen sich mit Selbstzweifeln herum. Oft glauben sie, dass ihre Fähigkeiten oder Qualifikationen für ihren Job nicht ausreichen – besonders kurz nach der Gründung. Deshalb haben wir hier ein paar Tipps für euch, wie ihr euer Können selbst besser einschätzen könnt:
- Lest euch Stellenausschreibungen für ähnliche Jobs durch. Wie seht ihr euch selbst? Eher als Junior oder als erfahrener Experte? Dann sucht nach passenden Stellen auf klassischen Jobbörsen und werft einen Blick auf die dazugehörigen Fähigkeiten und Aufgabengebiete. Somit bekommt ihr zumindest eine grobe Vorstellung davon, wie andere eure Fähigkeiten einordnen.
- Seht euch die Websites und Portfolios euer Konkurrenz an. Such nach anderen Selbstständigen aus eurer Branche und seht euch ihre Portfolio-Websites und ihre Preislisten an. Was machen eure Konkurrenten besser und wo habt ihr die Nase vorn? Seid ehrlich bei eurer Einschätzung, aber auch nicht zu hart zu euch selbst. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Doch wenn der Großteil eurer Wettbewerber weit über eurem Können abliefert, dann ist es wahrscheinlich besser, mehr Erfahrung und Wissen aus der Sicherheit einer Festanstellung zu sammeln.
Fall ihr euch dazu entscheidet, doch noch eine Weile länger für euren Chef zu arbeiten, heißt das nicht, dass ihr euren Traum von der Selbstständigkeit begraben könnt. Nehmt stattdessen jede Fortbildung eures Arbeitgebers mit, bleibt auf dem Laufenden, was aktuelle Branchentrends angeht und schreibt euch bei Onlinekursen ein. In einem halben Jahr sieht eure Situation vielleicht ganz anders aus.
5. Könnt ihr Arbeit und Privates trennen?
Für Selbstständige ist es besonders wichtig, dass sie Berufs- und Gefühlsleben klar trennen können. Das ist nicht immer einfach, da eure Kunden direkt mit euch als Person zusammenarbeiten. Umgekehrt gilt genau dasselbe. Geht diese berufliche Beziehung in die Brüche, ist es oft gar nicht so einfach, die Sache nicht persönlich zu nehmen.
Als Angestellter lässt sich leicht behaupten: “Sorry, der Chef will das so.” Oder: “Wenn ich könnte, würde ich es etwas ändern, doch leider hab ich darauf keinen Einfluss.” Selbstständige müssen dagegen jederzeit die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und die Konsequenzen zu tragen. Das kann heißen, dass ihr euren Lieblingskunden anrufen und ihn fragen müsst, warum er seine Rechnung noch nicht bezahlt hat. Oder ihr müsst eurem allerersten Kunden klarmachen, dass ihr eure Preise erhöht. Oder ihr müsst euch ganz generell mit negativem Feedback auseinandersetzen.
Ein guter Vertrag für Freelancer und Selbstständige schützt sowohl euch als auch eure Kunden. Doch es wird immer wieder Situationen geben, in denen ihr auf die Einhaltung bestimmter Klauseln pochen müsst – und zwar ohne, dass euch das schlaflose Nächte bereitet.
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Selbstständigkeit will wohlüberlegt sein
Wir alle haben unsere Gründe, warum wir uns für die Selbstständigkeit entschieden haben. Für manche sind es die flexiblen Arbeitszeiten und mehr Zeit für die Familie. Für andere ist es die Chance, sich selbst zu verwirklichen.
Doch was auch immer eure Gründe sein mögen, denkt immer daran: Die Selbstständigkeit ist mehr als ein Job. Ihr werdet zum Chef eines kleinen Unternehmens. Bleibt also realistisch, was eure verfügbare Zeit angeht und welche Jobs ihr (vor allem zu Beginn) verwirklichen könnt.